Kickoff – Ein Einblick


Unterdessen haben wir die Themengruppen neu geordnet. Siehe hier!


Der Kickoff war gross – und er war voll! Voller grosser Themen und ebensolcher Fragen. Wie kommen wir zu ethischen Richtlinien für unsere Arbeit? In diesem Beitrag wollen wir euch einen kurzen Einblick in vier der Arbeitsgruppen am Kickoff geben. Vielen Dank an alle, die mitgearbeitet haben!

Digitale Gruppe – Sprechen

Mit wörtlicher und Körper-Sprache schaffen wir Distinktion, Exklusion und Inklusion. Hierauf sollten wir verstärkt achten und dieses verinnerlichen. Sprache im Kontext von Ethik und Macht erfordert bestimmte Grundwerte, die eingesetzt und angewendet werden müssen. Hierzu gehören, u.a. Würde, Empathie, Selbstwirksamkeit, Selbstwürdigkeit, Authentizität.

Sprechen und Handeln gehören zusammen. Wichtig ist, mit Problemen an die Öffentlichkeit zu treten. Um offen zu sprechen, benötigen wir Transparenz und Wissen. Wir müssen die Möglichkeit finden, dieses Wissen zu generieren und benötigen Trainings-Möglichkeiten. Wir fördern Augenhöhe und Gemeinsamkeit im Dialog miteinander.

Wir schaffen ein Bewusstsein für unsere Sprache und unser Sprechen sowie unseren Körper. Wir können von Organisationen der Sozialen Arbeit lernen, die sich mit Fragestellungen der Resilienz, der Täter-Opfer-Sprache, des Machtübergriffs und des Finden eines geeigneten Vokabulars auskennen.

Wir wünschen uns von unsereren Förderern und Geldgebern mehr Anerkennung, Wertschätzung und Wissen über unsere bezahlte und unbezahlte Arbeit, um nicht immer in Erklärungsnöte zu kommen und Augenhöhe herzustellen. Das Anerkennen von Unwissen ist ein Zeichen von Integrität.

Gruppe – Strukturen durchbrechen

Unsere Gruppe versuchte die bestehenden Strukturen zu analysieren und sprach über mögliche Visionen:

  1. Ermächtigung der Künstler*innen auf gesellschaftlicher Ebene. Bedingungsloses Einkommen für Künstler*innen. Sie stehen an der zerbrechlichsten Position der ganzen Struktur. Auch eine enge Begleitung durch Coaching ist wünschenswert. Wie kann man die Kommunikation zwischen Künstler*innen, Veranstalter*innen und Geldgeber*innen verbessern und transparent machen?

  2. Entscheidungs- und Findungskomissionen müssen divers besetzt werden. Transparenz in Besetzung, Funktionsweise und Abläufen von Kommissionen ist wünschenswert. Dezentralisierung von Macht? wie kann Ämterkumulation vermieden werden?

  3. Publikum wird als Teil der Entscheidungsprozesse wahrgenommen. Publikumsrat?

Gruppe – Machtmissbrauch

Die Gruppe zum Thema Machtmissbrauch beschäftigte sich länger mit der Frage, wie man mit Machtakkumulation umgeht und ab wann es nicht mehr in Ordnung ist, verschiedene Hüte zu tragen. Schnell merkten wir, dass die Antwort nicht eindeutig ist. Kulturschaffende, die mehrer Aufgaben übernehmen, haben einen breiteren Blickwinkel und leisten wichtige Arbeit im Kulturbereich. Einen Lösungsansatz glaubten wir in der transparenten Kommunikation zu finden. Aber Transparenz alleine ist nicht ausreichend. Respekt und Wertschätzung des Gegenübers sind genauso wichtig. Dass Macht Verantwortung mit sich bringt sollte selbstverständlich werden. Wir wollen also einen Umgang auf Augenhöhe. Wir fordern Transparenz, Respekt und Wertschätzung in der Kommunikation unter allen Kulturschaffenden.

Damit dies gelingt, wollen wir ein gemeinsames Vokabular finden, um Machtmissbrauch ansprechbar zu machen. Die Angst davor, Mängel anzusprechen und danach geschwächt aus Situationen hervorzugehen, war ebenfalls ein Thema. Was, wenn eine Person in einer Machtposition keine Einsicht in ihr Fehlverhalten zeigt? Wir fordern geregelte Abläufe hierfür. Eine Anlaufstelle für Machtmissbrauch könnte helfen, um die Schwächeren zu schützen.

Gruppe – Ethische Definition / Communities

Wir blieben nicht lange beim Thema «ethische Definition», obschon uns die Wichtigkeit von Begrifflichkeiten klar ist. Doch auch die Gefahr der (zumindest gefühlten) Unfreiheit durch eng begrenzte Definitionen gilt es zu beachten. Das Unterthema «Community» hat bei uns schnell Raum eingenommen. Wer definiert ethische Grundsätze – für wen? Wie binden wir möglichst viele Stimmen ein? Wie kriegen wir überhaupt mit, wen wir ausschliessen? Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht stellte sich auch die Grundsatzfrage, wer Theater machen soll – und für wen? «Zugänglichkeit ermöglichen» – darüber waren wir uns schnell einig – soll sowohl im FAIRSPEC-Prozess als auch beim Theatermachen zentral sein.

Auf der konkreteren Ebene kamen wir auf folgende Ansätze:

  1. Möglichst viele infizieren: Wer von FAIRSPEC hört, erzählt es weiter! :)

  2. Neue Gewichtung des Marktes! Beispiel: Kommunikation mit dem Publikum (dem eigentlichen Geldgeber) ist wichtiger als die mit den Finanzierungsquellen.

  3. Neue Gewichtung der Programmation! Beispiel: Vermittlung erhält dieselben Ressourcen wie die restliche Programmation.

  4. Ethisches Argumentarium: Auf der Website als Baukastensystem zur Verfügung stellen – um für alle Schlachten gewappnet zu sein

  5. Fixe und geschützte Feedbackräume innerhalb der Theaterbubble für Zuschauer*innen und Nicht-Zuschauer*innen; und innerhalb der Produktions-Zusammenhänge.

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Macht, Abhängigkeit und Ethik im freien Tanz und Theater

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Kickoff – der Livestream